Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält, dass Dammschnitte höhergradige Dammrisse verhindern könnten, gibt es hierfür keine Evidenz. Grund für die Durchführung eines Dammschnittes ist somit alleine die schnellere Geburt eines gestressten Kindes, aber auch nur wenn die Geburt durch perineales Gewebe behindert wird.
So und jetzt zur Schnittführung, wenn dieser zur Beschleunigung der Geburt gemacht wird, dann kann dieser mediolateral oder medial erfolgen. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 mit 43 Studien und 716.000 Frauen berichtete über ein erhöhtes Risiko einer analen Schließmuskelverletzung bei medianer Episiotomie (RR 2,88, 95% CI 1,79-4,65), nicht aber bei mediolateraler Episiotomie (RR 1,55, 95% CI 0,95-2,53). Die mediolaterale Episiotomie war nicht schützend, aber auch nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden (1). Gleichzeitig geht die mediolaterale Episiotomie wahrscheinlich mit einem deutlich höheren Verletzungsrisiko der Nerven und Klitoralen Strukturen (seitlichen Schwellkörpersund des m. bulbospongiosus) einher (2)(3).
Genau aus diesem Grund haben Mother Hood e.V. @mother_hood_ev und der AKF e.V. @akfinfo im Leitlinienprozess die Empfehlung in der deutschen Leitlinie kritisiert, da damit eine Maßnahme empfohlen wird, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die sexuelle Gesundheit der Mutter verletzt.
1) Pergialiotis V, Bellos I, Fanaki M, Vrachnis N, Doumouchtsis SK. Risk factors for severe perineal trauma during childbirth: An updated meta-analysis. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol. 2020 Apr;247:94-100.
2) Garner DK, Patel AB, Hung J, Castro M, Segev TG, Plochocki JH, Hall MI. Midline and Mediolateral Episiotomy: Risk Assessment Based on Clinical Anatomy. Diagnostics (Basel). 2021 Feb 2;11(2):221.
3) Patel, A, Hung, J, Castro, M, Plochocki, JH, Hall, MI (2018). Midline Episiotomy May Pose Less Risk of Nerve Damage Than Mediolateral Episiotomy: A Cadaveric Anatomical Study. FASEB Volume32, IssueS1 Experimental Biology